In der Neuzeit konkurrieren zwei politische Strömungen miteinander: der Liberalismus und der Republikanismus. Wird die eine exemplarisch vertreten durch Locke und Kant, so sind Vordenker der anderen Machiavelli und Rousseau. Während der Liberalismus die modernen Rechte, den Rechtsstaat und die Gewaltenteilung fordert, ist der Republikanismus bestrebt – meist in Erinnerung an die Republiken der Antike – , die Bedingungen eines gemeinschaftlichen guten Lebens in Erinnerung zu halten. Während der Liberalismus die Freiheit in der Abgrenzung des einzelnen von der Gemeinschaft sucht, ist der Republikanismus auf der Suche nach einer Freiheit, die im gemeinschaftlichen Leben, in der Beteiligung der Bürger an der Politik, gefunden werden kann. War die Diskussion um den Republikanismus zunächst bestimmt durch Barons Idee des Bürgerhumanismus, so hat sich das Interesse am Republikanismus in den letzten Jahrzehnten vor allem durch die Cambridge School (Skinner, Pocock) neu entzündet. Hier geht es um Fragen des Einflusses des Republikanismus (Machiavelli, Harrington) auf die Amerikanische Verfassung und die Gründungsväter Amerikas, aber auch um die Frage, worin denn eigentlich der Republikanismus besteht. Insbesondere streitet man um die Frage, inwieweit sich Liberalismus und Republikanismus überhaupt voneinander trennen lassen oder ob beide nicht in einem wechselseitigen Ergänzungsverhältnis zueinander stehen. Das Thema Republikanismus – Liberalismus zieht sich durch die ganze Neuzeit. Es ist auch im Streit zwischen Kommunitaristen und Anhängern von Rawls wiedergekehrt.
Der Kurs dieses Jahres soll der Frage gewidmet sein, welche Bedeutung dem Republikanismus für ein Verständnis der heutigen Politik zukommen kann.
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